Expedition BU56: rätselhafter Code oder Zauberwort?
Ein rätselhafter Code für Nichteingeweihte, aber ein Zauberwort für Höhlenforscher in der ganzen Welt! Die BU56 oder Sima de las Puertas de Illamina ist eine der größten und schönsten Höhlen unseres Planeten. Sie liegt im Budoguia Massiv in Navarra (Spanien) und ist Teil des immensen PSM-Gebiets (Pierre Saint-Martin, bisher erforscht: 240 km). Entdecken Sie den Bericht über die Expedition, erzählt von Phil Bence…
25 September 2013
Speläologie
Erforschung der BU56 Höhle
Die sagenumwobene Höhle wurde 1979 von Jean-François Pernette und Inaki Ortilles entdeckt und war lange Zeit die tiefste bekannte Höhle der Welt mit einem einzigen Eingang. Ein komplexer und körperlich anspruchsvoller Parcours von 16 km hin und zurück und 16 km unter der Erde ist ein schönes Stück Arbeit!
Der Höhlenplan gibt am Siphon eine Tiefe von 1325 m, enge Durchgänge, gigantische Hallen und einen turbulenten unterirdischen Wasserlauf an. Kurz gesagt, die BU ist für jeden sportlichen Höhlenforscher ein Must-do in der Liste der möglichen Expeditionen.
Bericht von Phil Bence:
Die Begehung der BU-Höhle ist eine ernsthafte Expedition, die eine gute Vorbereitung und ein solides Team erfordert. Mitte August erhalte ich einen Anruf von meinem Freund Bruno Fromento:
- Hallo Phil, wir planen für Ende August eine Expedition zur BU, bist du dabei?
- Hm… (3 Sekunden Überlegung) JA! Ich habe zwar Arbeit, aber ich werde das schon irgendwie hinkriegen.
Auf nach Zuriza
Aufbruch am 28. August 2013, 6 Stunden Fahrt nach Zuriza oberhalb von Anso im Parque Natural de los Valles Occidentales. Hier treffe ich das geschäftige, in die Vorbereitungen vertiefte Team. Jetzt bin ich an der Reihe und versuche, meine persönliche Ausrüstung, Verpflegung und das Nötigste zum Biwaken für 3 Tage, die Fotoausrüstung und einen Teil der gemeinsamen Ausrüstung in einem Sherpa-Rucksack zu verstauen.
Schon bald ist klar, es geht nicht alles rein!
Ich werde also während des gesamten Parcours einen zweiten Transportsack tragen müssen. Ich bin von dem Gedanken nicht begeistert, aber wenn ich verwertbare Fotos von den Höhlenlandschaften mitbringen will, bleibt mir keine andere Wahl.
Am Abend wird gefeiert, wir füllen unsere Mägen mit Kohlehydraten und heften die Augen auf den großformatigen Höhlenplan am Gemeinschaftszelt, wir sind voller Ungeduld, diese geschichtsträchtigen Höhlengänge endlich zu erkunden.
Solidarität… !
Es ist 5 Uhr morgens, der Wecker klingelt. Um 6 Uhr brechen wir auf mit unserem Marschgepäck auf den Schultern. Wir haben einen dreistündigen Fußmarsch auf einem angenehmen Weg vor uns, dann geht es über majestätische Karrenfelder, bis wir schließlich die Puerta de Illamina erreichen.
Um 11 Uhr beginnen wir mit dem Abstieg, Bruno und Tot geben Seil aus, aber schon bald verlangsamt der berühmte Mäander "N" den Rhythmus erheblich!
Alleine mit 2 großen Transportsäcken durchzukommen ist unmöglich, also bilden wir eine Kette. Wie Denis sagt: "Solidaridät tut gut".
Danach gehen die Schächte weiter bis zum Mäander "Oprimido", der weniger eng, dafür aber sehr viel länger ist!
Die Zeit vergeht und wir stecken immer noch zwischen 2 Wänden und schleppen unsere Transportsäcke in unbequemer Haltung. Wo sind die großen Gänge, die immensen Hallen, die schönen Wasserläufe?
"Ad augusta per angusta" (Durch die Enge zum Erhabenen!). In Gedanken höre ich die Devise von Norbert Casteret, Pionier der französischen Höhlenforschung, und übertrage sie auf unsere Situation…
Trockenanzug aus Latex oder Neopren?
Endlich wird der Mäander einfacher: Wir haben gewonnen, er öffnet sich, um uns durchzulassen. Endlich erreichen wir einen echten, breiten und passierbaren Gang und einen im Moment friedlichen Wasserlauf. Wir befinden uns in 500 m Tiefe und machen uns auf ernstere Dinge gefasst!
Der Wasserlauf wird schon bald stellenweise recht tief und wir legen eine Pause ein, um uns umzuziehen. Trockenanzug aus Latex oder wasserdichter Canyoninganzug? Ich entschließe mich für einen leichten Neoprenanzug von 3 mm und ein wasserdichtes Oberteil für Kajakfahrer, ich brauche Bewegungsfreiheit und Latex hat die unangenehme Eigenschaft, genau im falschen Moment zu reißen.
Die "Roncal" Halle
Vierzehn Stunden nach Betreten der Höhle und einem sehr abwechslungsreichen Parcours erreichen wir endlich die "Roncal" Halle. "Na ja, so groß ist sie nun auch wieder nicht..."
Wir waren nämlich erst am Eingang der Halle und mussten noch 80 Höhenmeter zurücklegen, um den Gipfel der Halle zu erreichen und ihr ganzes Ausmaß zu erfassen. Dann wieder 120 m Abstieg, um das von Einigen sehnlichst erwartete Biwak zu erreichen.
Wir befinden uns in 800 m Tiefe und es ist schon ziemlich spät. Wir richten uns ein, essen und kriechen dann in den Schlafsack.
Die Nacht im Innern der Erde
Die Nacht war entsprechend der technischen Ausrüstung (Zelt, warme Stelle) einigermaßen mild und angenehm. Mein leichter Schlafsack und der Poncho von Annette sind optimal, ich verbringe eine angenehme Nacht.
Am nächsten Morgen wache ich um 9 Uhr auf, aber nichts bewegt sich, alle liegen noch im Warmen. Die Temperatur beträgt 6° und die Feuchtigkeit praktisch 100 %, da bleibt man wirklich besser im Schlafsack. Ich schlafe wieder ein.
Die unterirdische Welt losgelöst von der Zeit
Als sich endlich alle zu bewegen beginnen, ist es bereits Mittag!
Der gestrige Tag war lang und wir brauchen eine gute Mahlzeit. Wir bereiten uns auf einen zweiten Tag vor, der denkwürdig, aber ebenso lang zu werden verspricht.
Wir zwängen uns wieder in unsere Anzüge, der Parcours setzt sich in einer Reihe von Canyons und mit Felsblöcken versperrten Hallen fort. Nach dem Lager gelangen wir über zwei Vertikale in die Roncal Schlucht. Es herrscht eine magische Atmosphäre, von überall kommt Wasser, der Lärm füllt unsere Köpfe, der Parcours wird sportlicher, auf unseren Gesichtern macht sich ein Lächeln breit.
Engpass -1000 !
Dann kommt der berühmte Engpass -1000. Eine sehr enge Passage dicht über dem Wasser in dieser Tiefe, zumal vor und hinter dieser Stelle viel Platz ist, eine Umgehung wurde bisher nicht gefunden. Jean Paul Sounier, mein Freund aus Papua-Neuguinea, hat schließlich genug Zeit zum Suchen gehabt, er saß bei seinem Besuch hier 36 Stunden fest!
Wir gehen weiter durch zahlreiche große Hallen mit fantastischen Landschaften, bemerkenswerten Tropfröhrchen, farbigen Kalkflüssen, alles ist sauber, unberührt. Wir haben das Gefühl, die Ersten zu sein, die diesen Ort betreten.
Zurück ins Wasser: der Canyon von Belagua!
Die Atmosphäre ist wieder da, Wasser ist das Leben unter der Erde, das schöpferische Element, seine starke Präsenz verändert alles. Es verwandelt einen friedlichen Parcours in eine Herausforderung, um den Durchgang zu finden.
Am Ausgang des Canyons erreichen wir nach einem Aufstieg von 15 m den fossilen Gang von Lapazarra. Eine erneute Ruhepause für die Ohren und die letzten Passagen, bevor wir den Siphon, die letzte Hürde des Schachtsystems, erreichen. Der Fluss strömt weiter, nichts kann ihn aufhalten.
Die Farben zeigen, dass das Wasser aus der Höhlenquelle von Illamina, auf dem Grunde des Stausees von Saint Engrâce, in den Pyrénées Atlantiques kommt.
Aufstieg aus der Tiefe
Für uns führt der Weg jetzt nach oben. Wir kehren zunächst zum Biwak zurück, wo wir eine zweite, wohlverdiente Nacht verbringen. Wir haben einen zweiten Tag von 11 Stunden hinter uns. Stunden, in denen wir fantastische Dinge gesehen haben, die für immer in unserer Erinnerung bleiben werden.
3. Tag, Wecken um 9 Uhr, wir haben noch einen langen Weg vor uns!
Alles zusammenpacken, in den Rucksäcken verstauen und den langen Aufstieg beginnen, die Seile entfernen, sich die Rucksäcke reichen, die Engstellen passieren. Wir lassen ein Hindernis nach dem anderen hinter uns. Da ist wieder der Mäander "N", welche Stelle eignet sich am besten als Durchgang für uns und unsere voluminösen Transportsäcke?
Ein unvergessliches Erlebnis unter Freunden
Noch ungefähr einhundert Meter Aufstieg bis ans Ende des Schachts, wo uns nicht die Sonne, sondern ein kaltes Lüftchen empfängt. Es ist Mitternacht, es bläst ein eisiger Wind, der wolkenlose Sternenhimmel ist wunderschön. Wir steigen einer nach dem anderen mit glänzenden Augen und mehr oder weniger müdem Blick aus der Höhle.
Es ist 2 Uhr morgens, die Transportsäcke stehen bereit, wir machen uns auf für den 8 km langen Fußmarsch durch die Berge. Warum ist der Rückweg so lang? Länger als der Hinweg!
Füße und Rücken schmerzen, aber der Parkplatz ist nicht mehr weit.
Der Tag bricht an über den Bergen und wir können uns endlich schlafen legen.
Organisation : Thierry Aubé, Bruno Fromento
Pierre Fabrègue, Simon Bedoire, Anthony Geneau, Thomas Braccini, Didier Gignoux, Christian Etard, Denis Moralès, Phil Bence.
Erforschung unterirdischer Welten
Wir hatten für unsere Expedition eine Sondergenehmigung der Behörden, um Messungen im Schachtsystem durchzuführen. Diese Messungen dienen dazu, die genaue Tiefe der Höhle am Siphon zu bestimmen. Außerdem wollten wir Fotos von diesen fantastischen Orten mitbringen, denn es gibt nicht viele Bilder und sie sind alt.
Vor allem aber wollten wir diese intensiven und einzigartigen Momente gemeinsam erleben.
Die Speläologie ist eine Maschine, die starke Emotionen fabriziert.
Phil Bence
Der Plan
Im Artikel erklärt
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