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Patagonien 2015: eine Überquerung bis zum Cerro Torre

Patagonien hat immer eine Überraschung parat – gut oder schlecht, meistens beides – für diejenigen, die sich entscheiden dorthin zu reisen. Auch für Luka Lindic sollte es hier keine Ausnahme für seine erste Reise in dieses granitreiche und vereiste Gebiet geben, das von Alpinisten weltweit begehrt wird. Als Dreierseilschaft mit seinen Lands Männern Luka Krajnc und Tadej Krišelj war das eigentliche Ziel, eine neue Route am Cerro Torre einzurichten. Das Wetter hatte aber andere Pläne. Da sie gezwungen wurden von ihrer eigentlichen Zielsetzung abzuweichen, kletterte das Trio einige spektakuläre Routen und lernte die vorhandene Vielfalt kennen, was diese erste Reise für Luka zu einem unvergesslichen Erlebnis machte.

16 März 2015

Bergsteigen

Patagonia 2015 - Luka Lindic

 

Unvoreingenommen bleiben

Als ich das erste Mal in Patagonien war wusste ich, dass wenn es einen Platz auf der Erde gibt, wo man keine richtigen Kletterpläne machen kann, ist es hier. Jedoch ist Patagonien perfekt dafür geeignet, dass man lernt, wie man das Beste aus einem Schönwetterfenster machen kann. Da mein eigentlicher Partner nach einem Paragliding Unfall die Reise nicht antreten konnte, war ich mehr als glücklich, dass ich mich dem slowenischen Duo Luka Krajnc und Tadej Krišelj anschließen konnte. Ihr Vorhaben, eine neue Route am Cerro Torre zu klettern, war mehr als motivierend und ich war mehr als bereit „an Bord zu springen“.

Schlechtes Wetter 1 – Alpin Stil 0

 

Patagonia 2015 - Luka Lindic

Patagonia 2015 - Luka Lindic

 

Da der Kletterstil für uns alle drei sehr wichtig ist, war von Anfang an klar, wie wir klettern würden: keine Fixseile, keine Aufstiegshilfen oder ähnliche Hilfsmittel, die das Klettern erleichtern würden. Der minimalistische Alpinstil war für uns also die einzige logische Entscheidung, auch wenn wir uns bewusst waren, dass dieser Stil die Wahrscheinlichkeit einer Niederlage deutlich steigen lässt. Das bedeutete jedoch auch ein größeres Erlebnis für uns. Als ich in El Chalten angekommen war, hatten Luka und Tadej bereits einen ersten Versuch in der Route gestartet, mussten aber wegen starkem Regen bereits am ersten Tag umkehren. Die Beiden kletterten dann eine tolle Route am wenig besuchten Mojon Rojo. In weniger als einer Woche waren wir jedoch wieder zurück am Cerro Torre. Da das vorhergesagte Schönwetterfenster deutlich kürzer war, als wir es für die Durchsteigung unserer Routen brauchen würden, beschlossen wir mit weniger Material zu Klettern und bereits in der Nacht aufzusteigen. Wir kamen gut voran, mussten jedoch schließlich einsehen, dass unsere Strategie mit dem kurzen Schönwetterfenster und den vorherrschenden Bedingungen nicht glücken würde. Etwas Enttäuscht seilten wir ab und marschierten am nächsten Tag nach El Chalten zurück.     

Optimismus in der Exocet Route

 

Patagonia 2015 - Luka Lindic

Patagonia 2015 - Luka Lindic

 

Da die Temperaturen zum Felsklettern zu niedrig waren, beschlossen wir die klassische Exocet Route am Aguja Standhardt zu versuchen. Als wir mit den ersten Sonnenstrahlen den Col Standhardt erreichten, war es wärmer als erwartet, aber wir hofften, dass das Eis in der Schlüsselstelle zum Klettern ausreichen würde. Unterhalb der Eisseillängen trafen wir ein amerikanisches Team, das wegen den warmen, gefährlichen Bedingungen gerade mit dem Abseilen begonnen hatte. Wir waren etwas optimistischer und kletterten drei weitere Seillängen den Kamin hinauf, bis wir schließlich doch zu dem Entschluss kamen, dass es zu gefährlich zum Weiterklettern war. Es fielen immer mehr Fels- und Eisbrocken herunter. Komplett durchnässt machten wir einen weiteren Rückzug. Es hatte den Anschein, als würde nichts bei dieser Reise wie geplant verlaufen. Aber wir blieben optimistisch und offen für andere Möglichkeiten. 

 

Eine fantastische Überquerung

Patagonia 2015 - Luka Lindic

Patagonia 2015 - Luka Lindic

Eine Idee kam uns gegen Ende der Reise in den Sinn, als wir im Niponino Camp waren. Da das Wetter immer noch unbeständig war beschlossen wir, die lange Überquerung der Adela Gipfel zu machen und dann mit der Ragni Route am Cerro Torre zu Enden. Wir schätzten, dass wir bei diesem Vorhaben auch bei schlechtem Wetter vorankommen würden und wir behielten Recht. Am Nachmittag starteten wir beim Niponino Camp und kletterten bis zu dem Plateau neben dem Col Trento. Später am Abend mussten wir durch tiefen Schnee spuren, was jedoch etwas beängstigend war, da der Wind ziemliche Verwehungen verursacht hatte. Unter einem kleinen Sérac, gleich unterhalb des Passes, fanden wir einen guten Biwakplatz. Nach nur 4 Stunden Pause begaben wir uns wieder auf den Weg in Richtung Adela Sur. Wir überquerten dann bei besten Bedingungen den Grat über Adela Central und Adela Norte. Die Schlüsselstelle hier war, wie erwartet, der Abstieg vom Adela Sur, wo wir um riesige Schneepilze herum navigieren mussten um zum Col de la Esperanza zu gelangen. Vom Pass aus kletterten wir zum El Elmo, wo wir einen perfekten Ausgangspunkt für die Ragni Route fanden und uns eine Schneehöhle zum Biwakieren graben konnten. Wir trefan Carolina und Christina, die sich dann die erste Frauenbegehung der Ragni Route sichern konnten.

 

Es stellte sich heraus, dass die Schneehöhle eine ziemlich gute Idee gewesen war. In der Nacht hatte es nochmal 5 cm geschneit und wir hatten kein Zelt dabei. Am nächsten Tag konnten wir dann unseren Aufstieg, mit fantastischem Eis bis zum Gipfel des Cerro Torre, fortsetzen. Wir seilten über die Südost Rinne ab, wo wir Mark trafen. Er war auch gerade beim Abstieg, nachdem er eine eindrucksvolle Solobegehung der Corkscrew Variante gemacht hat. Die Nacht verbrachten wir gemeinsam in der Spalte des Col de la Paciencia und am nächsten Tag stiegen wir den gesamten Weg bis nach El Chalten ab. Wir beendeten unsere Reise mit einer komplett anderen Route als eigentlich geplant. Die Aussucht vom Adela Grat war einfach atemberaubend und die ausgefallenen Eisformationen in der Ragni Route zu klettern war fantastisch. Letzen Endes können wir uns also nicht beschweren. 

Patagonia 2015 - Luka Lindic

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