Manikia, ein Jahr nach dem Petzl RocTrip
Vor einem Jahr, im Mai 2022, wurde der Petzl RocTrip nach mehreren Jahren Pause neu aufgelegt. Schauplatz für das neue Format war das kleine griechische Dorf Manikia. Jetzt haben wir bei den Locals nachgefragt, was der Petzl RocTrip der Region gebracht hat.
20 Mai 2023
Hallen- und Felsklettern
Der Petzl RocTrip ist wahrscheinlich die wichtigste Outdoor-Kletterveranstaltung. Jedes Event in den letzten 20 Jahren hat Generationen von Kletterern geprägt, aber auch der Community unglaubliche neue Felsen beschert. Das neue Konzept 2022 hatte eine gesellschaftliche Herausforderung zum Ziel, nämlich zur nachhaltigen Entwicklung der ausrichtenden Region beizutragen: Manikia, Griechenland. Ein Jahr nach der Durchführung ist es wichtig, gemeinsam mit den lokalen Akteuren eine Bestandsaufnahme zu machen. Wir haben daher Lia Panoussi und Kostas Argiris, Mitglieder des Vereins „Manikia Project“, zu ihrer Sicht auf die Auswirkungen des Petzl RocTrips und zur Zukunft des Kletterns in der Region befragt.
Der Petzl RocTrip im Mai 2022 war eine einzigartige Erfahrung für die Menschen in der Gegend rund um Manikia. Während der Veranstaltung kamen Kletterinnen und Kletterer aus der ganzen Welt hierher und auch danach wurde viel darüber berichtet. Das hat der lokalen Community in verschiedenen Bereichen einen beträchtlichen Aufschwung verschafft, da vor dem Petzl RocTrip nur wenige Menschen die Region kannten und zum Klettern herkamen. Dank des Petzl RocTrips ist Manikia jetzt kein weißer Fleck mehr auf der Landkarte, sondern ein bekanntes Kletterziel.
Im Jahr nach dem Event verzeichnete die Region steigende Besucherzahlen. Dies macht sich auch wirtschaftlich bemerkbar: Häuser werden vermietet, Restaurants sind gut besucht und Supermärkte, Metzgereien, Bäckereien und andere Geschäfte, die lokale Produkte anbieten, verzeichnen einen höheren Umsatz. Außerdem zeigt sich, dass sich die Gäste gut auf die verschiedenen Dörfer der Region verteilen, die in den Bergen oder am Meer liegen. Das ist so, weil die Sehenswürdigkeiten, Freizeitangebote und Unterkünfte nicht alle zentral an einem Ort liegen und man überall herzlich empfangen wird.
Das hat zwei Vorteile: Das Wirtschaftswachstum zeigt sich in allen Gemeinden der Region und gleichzeitig wird ein friedliches Lebensumfeld bewahrt, ohne dass die Gefahr besteht, dass es an einem bestimmten Ort zu einer Überbevölkerung kommt, was zur Beeinträchtigung des lokalen Charakters führen könnte. Dadurch zeichnet sich die Identität und die Schönheit dieser Gegend aus und genau das war von Anfang an unser Ziel: für eine sanfte und nachhaltige Entwicklung zu sorgen!
Das Dorf Manikia steht natürlich im Mittelpunkt, denn alle Besucherinnen und Besucher möchten dieses kleine Dorf kennen lernen. Die wenigen Bewohnerinnen und Bewohner sind glücklich, da ihre Lebensweise nicht gestört wurde. Trotzdem spüren sie eine neue Dynamik, wenn sie sehen, dass Kletterinnen und Kletterer sie jetzt zu Jahreszeiten besuchen, in denen sonst kaum etwas los war. Sicherlich werden sich nicht alle Bereiche gleichzeitig und mit derselben Geschwindigkeit entwickeln, daher wird es einige Zeit dauern, bis die lokale Bevölkerung aktiver wird und das neue Wachstumspotenzial nutzt. Ja, der Petzl RocTrip hat der lokalen Gemeinschaft einen Impuls gegeben, aber wir sind uns bewusst, dass dies allein nicht ausreichen wird. Nun liegt es an uns, den Ortsansässigen, den lokalen Behörden, dem Verein Manikia Project und allen anderen lokalen Vereinen, sich dafür einzusetzen, dieses wunderschöne Gebiet zu pflegen, zu entwickeln, zu fördern und zu schützen. Dabei geht es auch um Schutz vor der drohenden Beeinträchtigung oder gar Zerstörung der Region aufgrund der geplanten Windkraftanlagen rund um die Dörfer und auf den Berggipfeln. Die Bevölkerung setzt sich dafür ein, diese katastrophalen Pläne zu stoppen. Der Erfolg des Petzl RocTrips hat uns gestärkt, um gegen diese Zerstörung vorzugehen und gezeigt, dass die Region Potenzial für umweltverträglichen und alternativen Tourismus bietet. Aber wie es ausgeht, ist noch ungewiss.
Im vergangenen Jahr hat sich der Verein Manikia Project auf organisatorische Aspekte zur Instandhaltung und zum Ausbau der Klettersektoren konzentriert, aber auch auf die Entwicklung der Zusammenarbeit mit der Regionalverwaltung, damit diese den Klettersport finanziert und darin investiert. Es wurden auch Maßnahmen ergriffen, um sicherzustellen, dass der Lebensalltag und die beruflichen Aktivitäten der lokalen Bevölkerung nicht durch die Gäste und ihre Aktivitäten gestört werden. Wir sind dabei, unsere Website neu zu gestalten und mit so vielen Inhalten wie möglich zu füllen, um Besucherinnen und Besucher detailliert zu informieren. Außerdem ist ein wichtiges Ziel des Vereins, bereits kleine Kinder für das Klettern zu begeistern, dafür planen wir eine Kletterwand zu bauen. Für die Realisation dieses Projekts sind wir noch auf der Suche nach einem geeigneten Ort und den nötigen finanziellen Mitteln.
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