Inspektion der Rio-Andirrio-Brücke in Griechenland
Die Rio-Andirrio-Brücke in Griechenland gilt als Meisterwerk der Technologie. Sie verbindet die Halbinsel Peleponnes mit dem griechischen Festland. Die Schrägseilbrücke wird durch die französische Firma Hydrokarst inspiziert und gewartet. Hier erfährst Du wie das Unternehmen diesen nicht alltäglichen Arbeitseinsatz organisiert.
16 Dezember 2016
Zugang mit Seil und Beengte Räume
Bei einer Schrägseilbrücke ist die Fahrbahn an schräg von einem Pylon gespannten Seilen aufgehängt.
Eine außergewöhnliche Brücke
Die Rio-Andirrio-Brücke ist eine Schrägseilbrücke im Golf von Korinth, Griechenland. Das in 5 Jahren errichtete Bauwerk ist seit seiner Eröffnung im Jahr 2004 die wichtigste Verbindung zwischen der Halbinsel Peloponnes und dem griechischen Festland. Vor dem Bau der Brücke dauerte die Überquerung des Golfs per Fähre 45 Minuten. Über die Brücke benötigt man heute nur noch 5 Minuten.
Das 2,8 Kilometer lange Bauwerk besteht aus der 2 252 Meter langen Hauptbrücke und den beiden Rampenbrücken in Rio und Andirrio. Die Rio-Andirrio-Brücke ist nach dem Viadukt von Millau (Frankreich) und der Jiashao-Brücke (China) die drittgrößte Schrägseilbrücke der Welt.
Die Rio-Andirrio-Brücke und ihre unterschiedlichen Höhen
Einzigartige Anforderungen
Die Rio-Andirrio-Brücke gilt als Meisterwerk der Ingenieurskunst und als Ergebnis zahlreicher technologischer Herausforderungen. Verschiedene naturbedingte Gegebenheiten des Golfs von Korinth mussten berücksichtigt werden. So muss das Bauwerk:
- zwei sich verschiebende tektonische Platten (die des Peleponnes und die des griechischen Festlands), die sich jährlich um mehrere Millimeter voneinander entfernen, verbinden
- starken Stürmen von bis zu 180 km/h standhalten
- einem Erdbeben der Stärke 7 auf der Richterskala standhalten
- am tiefsten Punkt des Meeres eine Wassertiefe von 65 Metern überbrücken
Die Firma Hydrokarst wurde mit der Inspektion und Wartung der Brücke beauftragt
Das 1977 gegründete, in Sassenage ansässige französische Unternehmen verfügt über langjährige Erfahrungen und ein einzigartiges Know-how bei Arbeitseinsätzen in schwer zugänglichen und komplizierten Bereichen. Es ist auf vier Arbeitsgebiete spezialisiert: seilunterstützte Zugangsverfahren, Tauchen, beengte Platzverhältnisse und Hydromechanik. Hydrokarst beschäftigt 240 Mitarbeiter und führt 60 % seiner Arbeitseinsätze in Frankreich und 40 % im Ausland durch. Das Unternehmen ist auf die Sicherung von Straßen gegen herabstürzende Felsbrocken sowie auf die Sicherung von Bauwerken, Staudämmen und Häfen spezialisiert.
Aufgrund eines Problems an einem Abspannseil wandte sich der Betreiber der Brücke 2005 erstmals an Hydrokarst (Freyssinet, der Lieferant der Abspannseile, ist ein langjähriger Partner von Hydrokarst). Seither wird Hydrokarst mit der Inspektion und Wartung der schwer zugänglichen Bereiche der Brücke betraut. Der Brückenbetreiber garantiert dem Unternehmen eine jährliche Arbeitsdauer von mindestens zwei Monaten.
Die wichtigsten Phasen des Arbeitseinsatzes
Mit der Inspektion und Wartung dieser Brücke ist ein Arbeitsteam von drei bis sechs in der Inspektion von Bauwerken und im Reporting ausgebildeten Seilzugangstechnikern zwischen zwei und drei Monate beschäftigt. Alle Teile der Brücke müssen kontrolliert werden. Hydrokarst ist für die Bereiche zuständig, die nur mit seilunterstützten Zugangsverfahren erreichbar sind: jeder Pfeiler, jeder Pylon und jedes Abspannseil. Bei der viermal jährlich durchgeführten Kontrolle sind mehrere Komponenten zu überprüfen.
Inspektion des Betons unter der Fahrbahn durch einen Seilzugangstechniker der Firma Hydrokarst.
Zuerst wird der Beton untersucht. Durch Unwetter und UV-Strahlen können sich mit der Zeit stellenweise Mikrorisse an der Oberfläche des Betons bilden. Dann besteht das Risiko, dass einsickerndes Wasser den Stahl angreift. Die Korrosion des Stahls lässt den Beton aufquellen und führt zu Abplatzungen. Die Risse werden lokalisiert, überwacht und behandelt, um eine Beschädigung des Bauwerks zu verhindern. Außerdem überprüfen die Seilzugangstechniker von Hydrokarst in regelmäßigen Abständen sämtliche Metallteile und behandeln Rostspuren, da die Korrosion hier durch die salzhaltige Meeresluft besonders begünstigt wird. Und sie kontrollieren die mit der Hebebühne nicht zugänglichen Maschinenteile (Dämpfungszylinder, Dehnungsausgleicher, Untersichtwagen).
Inspektion der Abspannseile durch die Seilzugangstechniker von Hydrokarst
Die Größe und die technische Komplexität der Brücke sind das Besondere an diesem Arbeitseinsatz. Dazu kommt noch eine weitere Schwierigkeit: Alle Arbeiten werden bei laufendem Verkehr durchgeführt; es ist äußerst selten, dass eine Fahrspur gesperrt wird.
Arbeitstechniken dieses Einsatzes
Zur Durchführung der seilunterstützten Zugangsverfahren benötigen die Mitarbeiter von Hydrokast neben der normalen Ausrüstung für seilunterstützte Arbeiten noch weitere Produkte wie Führungsrollen für die Abspannseile oder eine Rettungswinde, um Personen aus den überhängenden Bereichen der Pfeiler zu holen. Darüber hinaus kommen auch spezielle Techniken zum Einsatz:
Bei Arbeiten an den Pylonen und Abspannseilen benutzen die Arbeitskräfte Fahrstühle und Steigleitern, um von der Fahrbahn aus in den Pylonen nach oben zu gelangen, und seilen sich außerhalb der Pylone ab.
Von links nach rechts: Arbeit der Seilzugangstechniker an den Abspannseilen; Seilzugangstechniker auf der Spitze eines Brückenpylons
Für die Unterseite der Fahrbahn seilen sich die Arbeitskräfte mit Zwischensicherungen von der Fahrbahn bis zur Wasseroberfläche und bei Arbeiten in den Pfeilern sogar bis ins Meer ab. Der Aufstieg erfolgt über eine Treppe in den Pfeilern.
Arbeit der Seilzugangstechniker unter der Fahrbahn.
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