Höhlenforschung in Papua-Neuguinea: iowa 2014, eine Expedition zwischen Traum un
"iowa 2014" ist eine nationale Expedition der Fédération Française de Spéléologie [Verband der französischen Höhlenforscher] und Teil der Erforschung des Nakanai-Gebirges in Papua-Neuguinea. Die von einem abgehärteten Team durchgeführte speläologische Erkundung im äquatorialen Primärwald hat zur Entdeckung mehrerer sagenumwobener Höhlen (Nare, Kavakuna, Minye, Wowo und Muruk) geführt. Ans Tageslicht zurückgekehrt berichtet Phil Bence über das Abenteuer zwischen Traum und Wirklichkeit und wie Geduld die Eröffnung neuer Höhlen mitten im äquotorialen Regenwald ermöglicht hat.
21 März 2014
Speläologie
Träume wahr werden lassen…
Die Expedition Iowa 2014 ist gerade beendet; der Kontrast zwischen dem Leben im Regenwald und die Rückkehr ins komfortable Heim ist gewaltig. Die letzten Mitglieder des Teams sind noch in Kokopo, um sich um die Ausrüstung zu kümmern, die wir für die nächsten Abenteuer dort zurücklassen.
Das Wort "Expedition" ist heutzutage ein abgedroschener Begriff und muss (zu Unrecht) für alles herhalten. Für uns bedeutet es die Erforschung eines unbekannten Naturgebiets, die Begegnung mit Einheimischen, das vollkommene Eintauchen in eine schwierige Umgebung, wo der Mensch normalerweise keinen Platz hat. Die Papua kennen die Höhlen in ihren Bergen nicht und die jetzigen Generationen sind nie zuvor so weit vorgedrungen und so hoch auf die Berge gestiegen. Sie staunen über unsere Unerschrockenheit und die Energie, die wir aufbringen, um Höhlen zu finden, Pfade zu schlagen, Lager aufzubauen und immer tiefer in die Erde vorzudringen. Unsere vier Träger und Freunde haben uns gesagt, dass sie stolz seien, dieses Abenteuer mit uns zu teilen. Sie sind ebenso neugierig auf uns wie wir auf sie und ihre Welt.
Obwohl das Leben dort oben einem Überleben gleichkommt, ist unsere Faszination für den Regenwald ungebrochen. Es handelt sich um einen der letzten Primärwälder unseres Planeten mit der ganzen dazugehörigen Artenvielfalt. Diese Wälder sind heutzutage äußerst rar und nach Meinung anerkannter Botaniker besteht das Risiko, dass sie in den kommenden sechs Jahren von unserem Planeten verschwinden, wenn nichts zu ihrem Schutz unternommen wird. In Papua-Neuguinea rührt die Gefahr von der Abholzung durch malaysische Unternehmen her, die durch den Reichtum an Edelhölzern angelockt werden. Die Abholzgebiete dehnen sich von Jahr zu Jahr immer schneller aus.
Iowa 2014 war eine Erkundungstour, eine erste Annäherung an dieses Gebirge. Wir kannten hier bisher nur die Höhlenquelle Wara Kalap (5 m3) an der Küste. Bei einer genaueren Erkundung während der ersten Tage konnten wir weitere Höhlenquellen finden. Aus diesem Gebirgsmassiv strömen an verschiedenen Stellen Wassermassen von über 20 m3/Sekunde! Eine unglaubliche Wassermenge, über die wir Speläologen nur staunen können.
Nach dem Träumen kommt die Arbeit!
Das erste Lager auf 400 m Höhe oberhalb einer Höhlenquelle war schnell errichtet. Bei unserer Ankunft zeigten uns die Papua ein kleines Blowhole direkt unter uns. Sein Luftzug machte uns neugierig, er war ein Beweis dafür, dass sich direkt unter unseren Füßen ein großes Höhlensystem befand. Wir haben es mit den Mitteln, die uns zur Verfügung standen, vergrößert, aber die Mühe war vergeblich, ein Durchkommen war nicht möglich, das Loch war zu klein. Die Expeditionsmitglieder sind in kleinen Gruppen zur Erkundung aufgebrochen und in verschiedenen Richtungen auf das Massiv gestiegen. Die ersten interessanten Eingänge wurden in Höhenlagen von über 600 m und mehrere Stunden Fußmarsch vom Basislager entfernt entdeckt.
- 50 m, - 80 m, - 100 m… die Höhlen sind zahlreich, aber bereits nach kurzer Strecke versperrt. Das Eindringen in dieses Gebirgsmassiv erweist sich als schwierig. Wir haben einen Pfad bis auf 1000 m Höhe geschlagen, 6 km Luftlinie vom Basislager entfernt. Eine langwierige Arbeit mit der Machete, um ein neues Basislager aufzuschlagen in der Hoffnung auf bessere Ergebnisse. Es folgen 3 Wochen mit dem gleichen enttäuschenden Resultat: versperrt, Ende. Daraufhin haben einige Personen der Gruppe versucht, sich durch enge Hohlräume zu zwängen in der Hoffnung, endlich auf etwas Größeres zu stoßen. In Papua-Neuguinea sind diese engen Durchgänge gefährlich, ein starkes Gewitter kann sie unter Wasser setzen und die Gruppe in Gefahr bringen. Die Tiefe von 300 m ist erreicht, aber die Ausmaße entsprechen nicht unseren Erwartungen und noch immer keine Spur von einem unterirdischen Fluss.
Gleichzeitig machen wir in einer der Höhlen wichtige archäologische Funde, u.a. eine Axt aus geschliffenem Feuerstein. Ein wichtiges Zeugnis der antiken Papua Völker in diesen Bergen. Die Zeit vergeht und alle Männer leiden an mehr oder weniger schweren Erkrankungen: Mykosen, Verletzungen, Tropengeschwüre, infizierte Insektenstiche… Wir verstehen, warum die Papu heutzutage nicht mehr da oben leben. Wer Höhlenforschung in Papua-Neuguinea betreiben will, muss diese Lebensbedingungen, eine rudimentäre Hygiene, die permanente Feuchtigkeit ertragen können und Tausende Verletzungsmöglichkeiten unter und über der Erde vermeiden. In dieser Region muss der Speläologe auch über eine Kämpfernatur verfügen!
Die letzte Woche!
Nachdem wir eine Stunde Fußmarsch von unserem Lager auf 1000 Meter Höhe entfernt einen Pfad geschlagen haben, entdeckten wir zwei neue Eingänge. Die Eingänge sind klein und unbedeutend, aber im ersten Eingang deutet ein Luftzug auf ein großes Höhlensystem hin. Der andere Hohlraum nimmt bereits nach einer kurzen Entfernung recht ansehnliche Ausmaße an und man kann sich ausmalen, wie er sich in der Tiefe fortsetzt und einen breiten, hohen Mäander erreicht. Die Motivation steigt und die Erkundungen beginnen. Lächelnde Gesichter bei der Rückkehr am Abend, es geht weiter. Noch nicht sehr breit, aber die Erwartungen sind groß. Hinter einem engen Durchgang hören wir eine aktive Höhle, einige Schläge mit dem Hammer und wir können uns durchzwängen. Erneut 300 m Tiefe und zahlreiche fossile Galerien, die darauf warten, erforscht zu werden. Wir richten Biwaks ein, um Zeit zu gewinnen und steigen zu einer großen Halle in 500 m Tiefe hinab; die topografische Ausdehnung übersteigt 2 km. Endlich nennenswerte Ergebnisse!
In der zweiten Höhle, der wir zu Ehren eines unserer verstorbenen Träger den Namen Philip Pato geben, dringen die Gruppen weiter vor und folgen einem aktiven System, das mit jedem Schritt größer wird. In 500 m Tiefe gelangen wir endlich in eine richtige Papu Galerie: 15 bis 20 m breit und ebenso hoch. Das in die Tiefe stürzende Wasser des Flusses bringt uns zu einem Siphon in fast 600 m Tiefe. Bab und Guillaume passieren diesen 3 m langen unter Wasser stehenden Riegel hinter der durchgehenden Galerie. Die Freude ist allerdings nur von kurzer Dauer, denn 50 m weiter setzt ein weiterer Siphon den Erkundungen für dieses Jahr ein Ende. Insgesamt war die Erkundungstour in diesem Bergmassiv von außergewöhnlichen Ergebnissen gekrönt und sie lässt für die Zukunft auf neue Möglichkeiten hoffen. Philip Pato Cave ist bereits die dritttiefste Höhle in Papua-Neuginea. Cédric und ich haben über die Expedition Videomaterial von mehreren Stunden aufgenommen und für den kommenden Herbst ist ein Film vorgesehen. Fortsetzung folgt!
Für die Unterstützung bei dieser Expedition bedanken wir uns bei unseren Partnern: FFS, Petzl, Aquatab, Aventure Verticale, Béal, CDS Ariège, CDS Ardèche, CDS Paris, die Speläo-Clubs von Figeac, Souillac und Goulus.
Das Expeditionsteam
Phil Bence, Florence Guillot, Barnabé Fourgous, Guillaume Capgras, Gary Bernier, Jérôme Jouret, Christophe Longin, Anthony Geneau, Cédric Lachat, Matej Frésard, Alex Lesage, Fred Lété, Jeremy Degude, Charles Butin, Jean François Fabriol.
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