Was hat Colin Haley in seinem Rucksack?
Der Alpinist Colin Haley ist seit diesem Jahr Mitglied im Petzl Team. Bereits seit seinem elften Lebensjahr ist in den Bergen unterwegs. Seitdem hat er mehrere nennenswerte Erstbegehungen in den Cascades, in Alaska, British-Columbia und Patagonien gemacht. Mittlerweile verbringt er nur noch einen Teil seiner Zeit in Seattle, Washington und den anderen in El Chalten, Patagonien. Im folgenden Text berichtet er, was er alles in seinen Rucksack für eine ganz besondere Route packt: die „Exocet“ am Aguja Standhardt
22 Oktober 2014
Bergsteigen
Ich war schon immer ein Material-Fetischist, aber ich mag es gar nicht schwere Rucksäcke zu tragen. Deswegen überlege ich immer ganz genau, was in meinen Rucksack kommt. Die Ausrüstung variiert stark, ob man z.B. Sport- oder Eisklettern geht. Deswegen hier ein schönes Beispiel , was ich einpacken würde für die Route „Exocet“.
Exocet ist die einfachste Route auf den Aguja Standhardt, den einfachsten und niedrigsten Gipfel der dreieinhalb „Torres“ im Chalten Massiv im Süden von Patagonien. Aber lass dich nicht von dem zweifachen Gebrauch des Wortes „einfach“ in die Irrre führen – Exocet hat nichts mit einer Anfängerroute zu tun, mit einigen trickreichen mixed Seillängen, vier fantastischen Seillängen durch einen vereisten Kamin und schließlich einem Eispilz, der den Gipfel bewacht. Sie hat sich ihren „Klassiker“ Status definitiv verdient und ich bin sie bereits dreimal geklettert, weil sie einfach so schön ist. Hier ist die Packliste, was ich alles mitnehmen würde, wenn ich sie morgen nochmal klettern wollte:
Eine Packliste für die Exocet, Aguja Standhardt, Patagonien, Argentinien
1) Zwei 60m Zwillingsseile: In fast jeder Route im Chalten Massiv muss man viel abseilen um wieder nach unten zu kommen, deswegen ist es unerlässlich zwei Seile mitzunehmen. Ich bevorzuge Zwillingsseile, da das Seilmanagement und auch das Abseilen einfach sind (ausgenommen bei Routen in denen Steigklemmen verwendet werden, in diesem Fall nehme ich ein Einfachseil und ein Hilfsseil). Ich benutze ein Paar von Petzls neuem 7.7mm PASO, welches sowohl als Zwillings- und als Halbseil genormt ist.
2) SIROCCO Helm: Diesen Helm liebe ich einfach. Er ist komfortabel, kompatibel mit einer Stirnlampe und in Größe 1 (die ich mit einem Fleece Bandana tragen kann, wenn meine Haare nicht im Hippie-Modus sind) wiegt er gerade mal 145 gramm und ist somit nur halb so schwer wie mein alter Helm!
3) DART Steigeisen: Ich bin schon seit einigen Jahren ein großer Fan des DARTWIN Steigeisen, denn kein anderes Steigeisen hat so eine gute Kombination von toller Kletter-Performance und minimalem Gewicht. Erst in den letzten Jahren habe ich schließlich festgestellt wie toll es mit Monozackern beim Mixedklettern ist. Für eine reine Eisroute würde ich immer das DARTWIN verwenden, aber für die Exocet würde ich das DART einpacken, denn ihre Überlegenheit im Mixedgelände ist für mich wichtiger als ihr geringer Nachteil im Eis.
4) La Sportiva Batura 2.0: Ich benutze diesen tollen Schuh für die Mehrheit meiner alpinen Unternehmungen. Sie sind super beim Klettern und ziemlich wasserdicht mit den integrierten Gamaschen und zwei Schichten der Gore-Tex Membran. Um ehrlich zu sein, für den Aguja Standhardt ist dieser Schuh eigentlich zu warm, aber die neue 2.o Version ist so viel leichter als die Alte, dass es keinen Grund gibt weniger warme Schuhe zu verwenden.
5) NOMIC Eisgeräte: Für viele alpine Klettereien benutze ich das QUARK, aber in der Exocet ist genügend vertikales Eis, was das extra Gewicht des NOMIC rechtfertigt. Wobei auch das NOMIC nicht wirklich schwer ist, es ist leichter als das Cobra von Black Diamond. Für eine Kletterei wie in der Exocet, wo ich keine Haken brauche, lasse ich die Hammer einfach unten.
6) HIRUNDOS Gurt: Ich habe keinen anderen Gurt gefunden, der so leicht ist wie der HIRUNDOS und gleichzeitig so komfortabel. Außerdem schätze ich, dass der HIRUNDOS, im Vergleich zu anderen Ultraleicht-Gurten, vier Materialschlaufen hat. Ich bin schon sehr auf die neue Version gespannt, die noch leichter sein soll!
7) Einfacher Satz an Camalots, vom grünen C3 bis zum 2er-Camalot.
8) Sieben FIN’ANNEAU 60cm-Schlingen mit jeweils zwei ANGE S Karabinern: Für den täglichen Klettergebrauch benutze ich 12mm ST’ANNEAU-Schlingen, aber für alpines Klettern bevorzuge ich diese ultraleichten 8mm Dyneema-Schlingen. Die leichtgewichtigen ANGE S Wiregate Karabiner haben einen großen Durchmesser im Seilbereich (im Gegensatz zu den meisten Leichtgewicht Karabinern) und eine flache Nase die nicht beim Klippen alter Haken stört. Man braucht ein bisschen um mit ihnen zurecht zu kommen, aber dann funktionieren sie genauso gut wie jeder andere vergleichbare Karabiner in dieser Größe.
9) Vier Alpin-Expressschlingen Marke Eigenbau: Ich benutze diese „Alpin-Expressschlingen“ zusammen mit 24cm-ST’ANNEAU Schlingen und ANGE S Karabinern. Natürlich sind sie nicht so leicht zu klippen wie eine ANGE FINESSE Expressschlinge fürs Sportklettern, aber sie sind ein bisschen länger und man kann somit die Seilreibung reduzieren und hat mehr Flexibilität – so kann man mit ihnen, wenn nötig, auch einen Sackstich oder Mastwurf machen.
10) Zehn LASER SPEED LIGHT Eisschrauben: 10 Eisschrauben zu haben bedeutet, dass ich pro Seillänge im Kamin 6 setzen kann – man könnte es auch mit weniger machen, aber 10 ist eine ausgewogene Anzahl. Die längsten Eisschraubenlängen sind bei Eiskletterern nicht so verbreitet, aber ich hab gerne ein paar dabei. Ich finde sie geben einem mehr Vertrauen am Standplatz und ich habe außer dem das Gefühl, dass ich mit den langen Schrauben deutlich schneller eine Abalakov Eissanduhr bauen kann. Diese neuen LASER SPEED LIGHT Eisschrauben sind einfach genial! Um ehrlich zu sein, ich bin der Meinung, dass sie eine der größten Produktentwicklungen im Alpiniusmus der letzten 10 Jahre sind. Die Schrauben haben Stahlzähne und einen Aluminiumschaft, sowie eine Aluminiumkurbel, was sie um einiges leichter macht als alle anderen Stahlschrauben. Das Aluminium Eisschrauben Konzept gibt es schon seit geraumer Zeit und E-Climb hat dieses bereits vor ein paar Jahren überarbeitet, aber Petzl hat es perfektioniert und diese Aluminiumschrauben lassen sich genauso gut platzieren wie vergleichbare Stahlschrauben. Ich würde gerne 10 LASER SPEED LIGHTS benützen, aber da sie erst vor kurzem auf den Markt gekommen sind, konnte ich noch nicht so viele bestellen! Glücklicherweise sind auch die Standard LASER SPEED Eisschrauben leichter als vergleichbare Modelle, da sie eine Aluminiumkurbel haben.
11) Multihook und Prusik: Um Abalakov Eissanduhren zu fädeln und um eine 4mm-Prusik als Hintersicherung beim Abseilen zu haben.
12) Einfaches Set an Klemmkeilen, von #3 bis #10.
13) Kordel: Sechs Meter einer 6mm Perlon-Schnur, nützlich um Standplätze an brüchigem Fels zu bauen und zum Zurücklassen beim Abseilen.
14) Zwei 120cm FIN’ANNEAU Schlingen: Um Standplätze in gutem Fels oder Eis aufzubauen.
15) REVERSO 4 und drei Schraubkarabiner: Ich nehme drei Karabiner mit: zwei SPIRITs und einen ATTACHE, für einfacheres Sichern und ablassen.
16) Patagonia Piton Jacke: Ein schöner leichter Fleece mit geringem Windschutz..
17)Patagonia Fitz Roy Jacke: Eine toll designte Daunenjacke mit einem optimalen Wärme-Gewichts-Verhältnis.
18) Patagonia Capilene 2 Top
19) Patagonia Alpine Houdini
20) Patagonia Capilene 4 Sturmhaube: Ich bin ein großer Fan von Sturmhauben und das ist bei weitem die Beste, die ich je hatte. Ich empfehle euch noch eine (oder vier) zu besorgen, bevor es sie nicht mehr gibt.
21) Patagonia Capilene 4 Hose
22) Patagonia Knifeblade Hose: Diese Hose ist einfach der Hammer! Hier ist ein Link zu einem ausführlichen Bericht meinerseits, der euch erklärt warum das die beste Alpinkletterhose ist, die ich je anhatte: http://www.thecleanestline.com/2013/04/two-new-products-i-want-to-rave-about-m10-jacket-knifeblade-pants.html.
23) Zwei Paar Handschuhe: Ein Paar mitteldick und eines richtig dünn. Auf dem Foto sind die dünnen Original Black Diamond Torque Handschuhe abgebildet, welche die perfekten Alpin-Mixed Handschuhe waren, mittlerweile aber leider nicht mehr so toll sind. Und bis jetzt habe ich auch keine Handschuhe gefunden, die so gut sind, obwohl ich schon lange suche.
24) MYO RXP Stirnlampe: Dies ist nun schon seit zehn Jahren meine bevorzugte Alpin-Stirnlampe. Sie ist sehr hell und ziemlich leicht. Obwohl aufladbare Stirnlampen einige Vorteile haben, bevorzuge ich die guten alten Stirnlampen mit Batterien für Expeditionen.
25) SPF Labello und eine kleine Tube Sonnencreme: Für einen Tag draußen brauche ich nicht viel, vorallem weil ich weiß, dass in der Exocet nur mein Gesicht der Sonne ausgesetzt ist.
26) Adidas Terrex Pro Sonnenbrille: Diese Sonnenbrille gibt es mit einem optionalen Nasenschutz, welcher sehr nützlich für mich ist. Ich habe sehr viel Zeit in meinem Leben auf Gletschern verbracht und die Haut meiner Nase ist mittlerweile dauerhaft geschädigt und ich bekomme dort leicht einen Sonnenbrand, deswegen hilft mir der Nasenschutz sehr. Er funktioniert deutlich besser als diese Velcro/Druckknopf Nasenschützer; dieser Art Nasenschutz drückt meistens die Sonnenbrille zu weit vom Gesicht weg.
27) Canon Elph 300 HS: Diese kleine Kamera macht für ihre Größe einfach fantastische Bilder! Bei manchen Routen nehme ich das Gewicht meiner Canon S100 in Kauf, aber normalerweise nehme ich die kleine Elph. Ich würde mich zwar gerne verbessern, finde aber nichts besseres in vergleichbarer Größe.
28) Patagonia Ascensionist 35 Rucksack
Nicht auf dem Bild: Socken, Unterwäsche, Uhr, 4-Liter MSR Dromlite, Hammer Elektrolyt Tabletten und eine Auswahl an Energieriegeln und getrockneten Früchten.
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