Petzl Nachrichten Iker Pou sichert sich die Erstbegehung von "Big Men" - Petzl Deutschland
Suchen
Gemeinschaft News und Videos Iker Pou sichert sich die Erstbegehung von "Big Men"

Iker Pou sichert sich die Erstbegehung von "Big Men"

Im April 2015 konnte sich der spanische Kletterer Iker Pou die Erstbegehung von „Big Men“, einem 20 Jahre alten Projekt im Klettergebiet Fraguel auf Mallorca sichern. Carlos Raimundo hatte diese beeindruckende Linie eingebohrt, die bis April nicht geklettert wurde. Pou schlägt den Grad 9a+ (5.15a) vor, womit die Route zu den Schwersten auf der Welt gehört. Schau dir hier das ganze Video an und erfahre mehr darüber im exklusiven Interview mit Iker Pou.

14 Juli 2015

Klettern in Mehrseillängenrouten

Wie bist du auf Big Men aufmerksam geworden ?

"Das erste, was mich an dieser Route begeistert hat, war die Linie, die Gegend und, nach ein paar Versuchen, die Ästhetik und Faszination der Bewegungen.

Ich habe einiges von Big Men gelernt, vor allem, dass man leidenschaftlich sein und auf gute Bedingungen warten muss. Man muss innere Ruhe haben und versuchen sich gute Haut zu züchten…"

Kannst du uns vom Projektieren erzählen ?

"Ich sah die Route zum ersten Mal vor zwei Jahren und war beeindruckt von ihrer Schönheit. Bevor ich mich an „Big Men“ wagte, kletterte ich viele andere schöne Routen in der Gegend, um mich an den Kletterstil zu gewöhnen. Im Frühjahr 2014 probierte ich „Big Men“ das erste Mal. In den ersten paar Tagen konnte ich zwei der Schlüsselstellen nicht klettern, aber ich wusste, dass es möglich ist. Ich musste nur fitter werden. In diesem Sommer kletterte ich sehr viel und kehrte im Herbst in besserer Form zurück – und ich konnte alle Züge klettern. Nun war die Motivation extrem hoch und ich versuchte, die beiden Schlüsselstellen aneinander zu hängen, aber es gelang mir nicht. Ich fiel jedes Mal wieder an der zweiten Schlüsselstelle. Der Herbst neigte sich dem Ende und ich beschloss im nächsten Jahr wieder zu kommen und bis dahin viel am Campusboard zu trainieren.

Im Frühjahr 2015 kam ich zurück und war so gut in Form wie noch nie. Nach ein paar Wochen und einigen Versuchen konnte ich die Route schließlich klettern.

Big Men hat zwei Hauptschlüsselstellen; die Erste ist ein Dyno von einem Ein-Finger-Loch (sehr schwierig für mich) und die Zweite ist eine Passage mit kleinen Leisten. Für mich war es am schwersten, die beiden Passagen aneinander zu hängen. Man braucht viel Kraftausdauer…und viel Glück!"

Was war das schwerste in der ganzen Zeit ? 

"Die beiden Schlüsselpassagen zu verbinden und auf gute Bedingungen zu warten (geringe Luftfeuchtigkeit und niedrige Temperaturen). Auf einer Insel ist es ziemlich schwer gute Bedingungen zu haben; es hängt stark von der Windrichtung ab. Manchmal ist der Fels komplett nass und das ist mental nicht einfach."

Iker Pou in "Big Men"

Big Men wurde vor 20 Jahren von Carlos Raimundo eingebohrt. Hat er schon damals erkannt, wie schwer seine Route ist? Oder ist es viel schwerer als er angenommen hatte ?

"Als Carlos die Route eingerichtet hat, war es so ziemlich die letzte offensichtliche Linie an diesem Felsriegel. Er hat es ein paar Mal versucht, aber festgestellt, dass das ein Projekt für die nächste Generation ist."

Warum hat es so lange gedauert, bis die Route begangen wurde ?

"Vielleicht weil es keine typische Ausdauerroute ist. In letzter Zeit haben sich die Kletterer mehr auf lange, anhaltende Routen fokussiert und „Big Men“ ist eher eine Oldschool Power Route. Viele interessieren sich nicht so sehr für kurze, kräftige Routen."

Hast du mit Carlos gesprochen? Wie fühlt er sich, nachdem er so lange auf eine Begehung seiner Route warten musste ?

"Klar habe ich mit Carlos gesprochen und er hat sich sehr darüber gefreut. Nach vielen Jahren wurde sein Projekt, von dem er damals geträumt hatte, geklettert.

Vor meinen Versuchen half Carlos mir die Route zu sanieren, da die Haken alt und unsicher waren. Von dem Moment, an dem ich ihm sagte, dass ich die Route klettern möchte war er dabei."

Wie weit denkst du ist das Sportklettern gekommen, oder auch nicht gekommen, in den letzten 20 Jahren ?

"Das Sportklettern hat sich kontinuierlich weiterentwickelt. Es ist ein junger Sport und ich hoffe, dass wir in den nächsten Jahren noch ein weiteres Wachstum sehen werden."

Wie fühlt es sich an, eine Route nach so langer Zeit als erster zu klettern ? 

"Ich bin einfach nur glücklich, dass ich dieses Projekt erstbegehen konnte. Ich denke es zeigt einem, dass man etwas erreichen kann, woran man niemals geglaubt hätte, wenn man viel trainiert und offen für neue Sachen ist."

Iker Pou in "Big Men"

Das Video zeigt dich beim Training am Campusboard. Hast du dich so auf den Durchstieg vorbereitet ?

"Dieses Jahr habe ich einen Fokus auf das Onsight Klettern gelegt. Und nach einem guten Klettertag am Fels bin ich abends noch an das Campusboard. Ich habe mich gut gefühlt nach den Hangelsessions und so meine Finger stark trainiert."

Hattest du Fingerverletzungen wegen dieser Route ?

"Ich hatte keine Probleme mit Verletzungen, aber ich musste aufpassen, da in der Crux ein sehr kleines Fingerloch ist."

Wie war es, von einer Drohne gefilmt zu werden ?

"Es ist schon ein komisches Gefühl, wenn eine Drohne über deinem Kopf fliegt. Wenn man sich aber auf das Klettern konzentriert, vergisst man, dass sie da ist und nimmt das Geräusch nicht mehr war. Am Ende macht es keinen großen Unterschied, ob man einen Fotografen im Seil über sich hängen hat oder eine fliegende Kamera."

Du hast viel Zeit damit verbracht schwere alpine Routen zu klettern. Was macht dir mehr Spaß ? Wenn du dich für eine Rotpunkt- oder Erstbegehung einer Alpinroute vorbereitest, ist die mentale Vorbereitung dafür gleich oder komplett anders ?

"Ich bevorzuge alpine Routen. Bei alpinen Routen klettere ich immer mit meinem Bruder Eneko, aber Sportklettern macht mir auch viel Spaß. 

Beim Alpinklettern ist gutes Kletterkönnen eine Grundvoraussetzung und man muss in guter körperlicher Verfassung sein. Beim Sportklettern hingegen muss man nur fit sein, mental ist es nicht so anspruchsvoll.

Ich denke, man kann seine mentale Stärke nur ausbauen, wenn man viel Alpinklettern geht. Dabei sollte man bei einem niedrigen Niveau anfangen und sich langsam an schwerere Routen wagen."

Welche Botschaft sollen die Menschen aus deiner Begehung und deinem Film mitnehmen ?

"Dass nichts unmöglich ist!"

Iker and Enzo Pou in Mallorca.
Les frères Pou à Majorque.

Verwandte Meldungen