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Ein Beruf aus Berufung: Polizist in der Spezialeinheit RAID

Die 1985 gegründete und von Polizeidirektor Jean-Michel FAUVERGUE geleitete RAID Eliteeinheit der französischen Polizei untersteht dem Generaldirektor der Nationalpolizei im Innenministerium. Die RAID Einheit ist ein zentrales Glied der 2009 gegründeten FIPN (Force d’Intervention de la Police Nationale), welche die verschiedenen Sondereinheiten der Polizei koordiniert. Der RAID Sondereinheit gehören ebenfalls sieben regionale Einheiten in Marseille, Lyon, Lille, Strasbourg, Rennes, Bordeaux und Nice sowie die Brigade zur Verbrechensbekämpfung BRI-BAC in Paris an. Der Zuständigkeitsbereich der RAID Einheit erstreckt sich auf ganz Frankreich. Ihre Aufgaben umfassen die Bereiche Suche (Auffinden gesuchter Personen), Unterstützung anderer Polizeiabteilungen (operative Unterstützung oder Bereitstellung technischer Ausrüstung), operative Intervention (Festnahme gefährlicher Personen, Schutz offizieller Persönlichkeiten, Schutz bei Großveranstaltungen usw.) und Abschreckung (es kommt vor, dass sich gefährliche Situationen allein durch die Ankündigung der RAID Spezialeinheit entschärfen).

15 Juli 2014

© RAID

 

Gespräch mit David, Kommandeur der Übergangsgruppe der RAID Sondereinheit:

Eliteeinheit

"Die Vielfältigkeit unserer Aufgaben erklärt die extrem hohen Anforderungen an die Kandidaten, um in diese Einheit aufgenommen zu werden. Unsere Einsatzkräfte verfügen über eine große Erfahrung in der Polizeiarbeit. Ihre körperliche Leistungsfähigkeit muss weit über dem Durchschnitt liegen, sie müssen schwere Krisensituationen meistern können und über umfangreiche Kompetenzen in fünf Bereichen verfügen (Fallschirmspringen, Tauchen, Eindringen in Gebäude, Sniping (Scharfschützen) und Klettern."

 

Muss man sich dazu berufen fühlen, um Polizist der RAID Sondereinheit zu werden?

"Ja, aber die Anwärter müssen sich grundsätzlich mit dem Beruf des Polizisten identifizieren, um die von einer Einheit wie der RAID geforderten Fähigkeiten zu entwickeln. Jeder Polizist muss eine große Leidenschaft für seine Tätigkeit aufbringen, denn wir üben einen schwierigen Beruf aus, in dem wir mit heiklen und gefährlichen Situationen konfrontiert werden. In unserer Arbeit gibt es keine Routine.

Wir haben nicht alle die gleiche berufliche Laufbahn absolviert, aber wir alle bringen fachliche Kompetenzen und Erfahrungen mit, die nach Durchlaufen der Auswahlverfahren durch eine viermonatige Grundausbildung und intensives Training ergänzt werden. Wir müssen eine gute körperliche Leistungsfähigkeit vorweisen, da die Einsätze aufgrund des Gewichts der persönlichen Ausrüstung (35 kg), der Dauer der Einsätze (oftmals mehr als zehn Stunden) und der erforderlichen Konzentration uns viel abverlangen. Wir müssen stets sehr konzentriert sein und ein extrem hohes Maß an Selbstkontrolle besitzen. Unaufmerksamkeit ist bei uns nicht erlaubt. Dieser Beruf erfordert jederzeitige Einsatzbereitschaft, Präzision und ein exzellentes Reaktionsvermögen.

Vor ihrer Rekrutierung haben die Einsatzkräfte der RAID Einheit ihre Fähigkeiten bereits in anderen Polizeieinheiten (Kriminalpolizei „P.J“., Inlandsnachrichtendienst „DCRI“, Dezernat für Verbrechensbekämpfung „BAC“, Bereitschaftspolizei „CRS“ oder andere Einheiten) unter Beweis gestellt. Dank dieser vielseitigen Erfahrungen verfügt unsere Sondereinheit über technische Fachkenntnisse auf zahlreichen Gebieten."

 

© RAID© RAID
 

Was bedeutet Ihr Motto "Dienen ohne Fehl"?

"Wir stehen im Dienst Frankreichs, Garant für die Sicherheit der Bürger und der Institutionen. Wir sind oftmals zu schnellem Handeln gezwungen und müssen wichtige und folgenschwere Entscheidungen in Bruchteilen von Sekunden treffen. Wir können uns keine Fehler beim Faktor Zeit leisten, unsere Verantwortung ist zu groß. Wir haben Erfahrung darin, extreme Krisensituationen mit geeigneten Mitteln und einer im Training geübten Fachkompetenz zu meistern."

 

Wozu eine Klettergruppe innerhalb der RAID-Einheit?

"Diese Gruppe besteht aus dreißig Einsatzkräften. Der Verantwortliche ist ein Offizier. Achtundzwanzig Polizeibeamte kommen aus der Interventionseinheit und zwei aus der technischen Einheit, so dass wir in der Lage sind, durch Installieren von Kameras oder Mikrofonen Informationen zu sammeln. Die Aufgaben der Klettergruppe bei einer Intervention sind vielfältig: verhindern, dass eine Person die Flucht ergreift oder sich aus dem Fenster stürzt oder, wie wir es in der Vergangenheit bereits erlebt haben, eine geistig verwirrte Person daran hindern, ihre Kinder aus dem Fenster zu stoßen. Beim Einsatz in der Höhe muss die Gruppe im Falle einer Geiselnahme oder eines verschanzten Amokläufers eine spezielle Lösung zur Festnahme einer besonders gefährlichen Person finden. Es muss oftmals nach einer alternativen Zugangsmöglichkeit gesucht werden, wenn die Haupteingänge des Gebäudes nicht benutzt werden können. Unser Einsatz kann zusätzlich zu den von den Kollegen durchgeführten Aktionen oder als Alternative dazu stattfinden. Aber unsere Aktion beginnt immer erst nach Erstellung eines taktischen Plans."

 

Bericht eines Einsatzes abseits der medialen Ereignisse

© RAID"Es sind keine Aktionen, denen die Medien große Beachtung schenken, aber der Fall eines verschanzten, suizidgefährdeten Amokläufers ist ein komplexes Unterfangen, denn es geht darum, eine bewaffnete, für uns und für sich selbst gefährliche Person in der Höhe festzunehmen, ohne ihr Leben zu gefährden.
Einer dieser Einsätze spielt sich im dreizehnten und letzten Stockwerk eines Gebäudes in einem südlichen Vorort von Paris ab.
Die Feuerwehr wird gerufen, weil ein Mann droht, sich umzubringen. Er steht unter starkem psychischen Druck und hat seine eigenen Wasserleitungen beschädigt, da er vermutet, von in den Rohrleitungen befindlichen Objekten ausspioniert zu werden. Das Wasser verbreitet sich vom dreizehnten Stock aus im gesamten Gebäude, weshalb Feuerwehr und Polizei angefordert wurden.
Alle Versuche zur Kontaktaufnahme schlagen fehl, da der Mann sich weigert, den Anweisungen Folge zu leisten und damit droht, jede Person zu töten, die in seine Wohnung eindringt. Wir wissen nicht, was drinnen geschieht, wie viele Personen anwesend und ob Kinder darunter sind. Die RAID-Einheit wird angefordert. Wir führen unseren Einsatz vom Dach aus durch, um uns über die drei Fenster der Wohnung Zugang zu verschaffen. Die Pläne des Gebäudes und der Wohnung werden uns von den zuständigen Stellen ausgehändigt. Die Lage wird bis ins kleinste Detail untersucht.
Die Verhandlung scheitert, seine Verzweiflung ist zu groß, wir schaffen es nicht, ihn zur Vernunft zu bringen. Die Tür ist verbarrikadiert, wir hören wie Möbel hinter der Tür verschoben werden. Unsere Aufgabe ist es, durch die Fenster in die Wohnung einzusteigen und den Mann in Sicherheit zu bringen. Wir stellen fest, dass er mit Küchenmessern bewaffnet ist. Als er für einen Moment den Fenstern den Rücken zukehrt, nutzen wir die Gelegenheit, um vom Dach aus durch die Fenster ins Innere zu gelangen und den Mann festzunehmen.
Es ist ein komplexes Problem für uns. Wir müssen dafür sorgen, dass sich der Mann nicht selber Schaden zufügt, aber wir müssen auch für unsere eigene Sicherheit Sorge tragen. In vertikaler Umgebung wird die Aufgabe zusätzlich erschwert und die Handlungsmöglichkeiten sind eingeschränkt. In der Höhe kann eine Festnahme schnell zu einer sportlichen Herausforderung werden. Der Einsatz endet gut, der Mann wird der örtlichen Polizeidienststelle überstellt, um vor Gericht gestellt zu werden.
Es wird alles Menschenmögliche getan, um diese Menschen daran zu hindern, bis zum Äußersten zu gehen. Es ist unsere Pflicht, einem Menschen ungeachtet der Situation eine Chance zu geben. Wir müssen ihm die Möglichkeit bieten, trotz der Waffen zum Leben zurückzukehren."
 
 

Warum ist das RIG-Abseilgerät für Sie interessant?

"Das RIG-Abseilgerät erleichtert die Intervention, da wir nach Erreichen der gewünschten Höhe beide Hände frei haben. Beim Abseilen können wir das RIG sicher blockieren, ohne es abzubinden. Schnelligkeit und Zeitgewinn sind ausschlaggebende Faktoren in unserem Beruf. Es geht um Sekunden. Zeit ist kostbar."

 

"Unsere Ausbildung und der Austausch mit der Firma Petzl in technischen Fragen sind enorm wichtig. Durch unsere in die von "Petzl Solutions" organisierten Ausbildungskurse eingebrachten Praxiserfahrungen lässt sich herausfinden, welches Produkt uns zusätzliche Vorteile bieten  kann."

 

© RAID