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Seilzugangstechnik im Bereich der erneuerbaren Energien

Im Gespräch mit Andreas Geisler, Inhaber von ‚offground solutions‘ in Innsbruck.

15 Februar 2023

Zugang mit Seil und Beengte Räume


Photo: Alpsolut

Warum hast du dich fürs Industrieklettern entschieden?

Mein beruflicher Hintergrund ist technisch und wirtschaftlich geprägt. Seit 1995 bin ich zudem UIAGM Berg- und Skiführer. Dadurch entstand meine Affinität zur Seiltechnik und zum Risikomanagement. Industriekletterer wurde ich durch einen Zufall im Jahr 2000 beim Neubau der Olympiasprungschanze in Innsbruck. Bei meinem ersten Industriekletter-Job arbeitete ich dort in einem 50 Meter hohen Aufzugsschacht.

Als einer der Ersten in Westösterreich setzte ich mich mit dem Thema Industrieklettern intensiv auseinander, gründete offground solutions und begann nach international anerkannten Industriekletter-Standards (IRATA) zu arbeiten und qualifizierte mich laufend weiter.

Der besondere Reiz liegt für mich in der Kombination aus Qualitätshandwerk und der Anwendung moderner Industrieklettertechniken. Den seriösen Umgang mit auftretenden Gefährdungen und Risiken finde ich als extrem wichtig. Nicht nur gegenüber mir und meinem Team, sondern auch gegenüber der Kundschaft und meiner Familie. Als Vater von zwei Kindern möchte ich jeden Tag am Abend gesund zu meiner Familie nach Hause kommen.

Besonders reizvoll und herausfordernd sind komplexe Aufgabenstellungen wie z.B. das Leuchtturmprojekt „WINDKRAFT EUROPABRÜCKE“, bei dem wir für unseren Auftraggeber erstmalig in Europa Hightech-Windturbinen zur kommerziellen Nutzung auf dem höchsten Brückenpfeiler montieren durften. Dabei arbeite ich immer nach dem Motto: „In der Einfachheit liegt die höchste Form der Perfektion.“


Photo: Alpsolut

Kannst du uns das Projekt Windkraft Europabrücke kurz vorstellen?

Bei dem Pilotprojekt „WINDKRAFT EUROPABRÜCKE“ wurden vier Stück Stahlunterkonstruktionen für insgesamt acht Kleinwindkraftanlagen auf dem höchsten Pfeiler der Europabrücke auf ca. 190 Meter über der Sillschlucht montiert und verkabelt.

Die Vorteile liegen auf der Hand:

  • Bestehende Infrastruktur kann genützt werden.
  • Es werden keine neuen Oberflächen versiegelt, da die Bauwerke bereits vorhanden sind.
  • Die Kleinkraftwindanlagen sind beliebig skalierbar.
  • Die Anlagen sind modular, sehr effizient designed (auch für Leichtwind) und sehr vielseitig einsetzbar (z.B.: Brücken, Telekommunikation, Real Estate…)
  • Durch die Montage auf bestehender Infrastruktur ist auch der einfache Zugang für die künftige Instandhaltung einfach möglich.
  • Auf die Avifauna wird durch schwarze Rotorblätter besonders Rücksicht genommen da Vögel die Rotorblätter (Durchmesser 1,5 Meter) als Scheibe wahrnehmen.

 

Was waren die größten Herausforderungen bei diesem Projekt?

  • Der Montageort ist nur für das Team von oben zugänglich. Das gesamte Montagematerial (Unterkonstruktion + Turbinen + Kabel) wurden von unten (ca. 180 Meter) aufgezogen.
  • Die Montage Logistik: Wasser, Druckluft, Strom am Montageort, ca. 190 Meter über Grund, alles in hängender Position bereitzustellen.
  • Die technische Ausführung der Montage mit Kernbohrmaschine.
  • Der Wind als limitierender Faktor.
  • Scharfe Kanten vor denen wir die Seile schützen mussten.
  • Spezielle Seilumlenkungen, um Pendelstürze über diese Kanten zu verhindern.
  • Alle möglichen Montage- & Rettungsszenarien im Vorfeld zu evaluieren, um ein möglichst planmäßiges Arbeiten sicherzustellen.

 

Warum verwendest du (fast) ausschließlich Petzl Produkte und welches Produkt nutzt du am häufigsten?

Ich verwende Petzl-Sport Produkte seit über 35 Jahren und Petzl-Professional Produkte seit über 20 Jahren. Trotz sehr intensiver Nutzung konnte ich ausschließlich exzellente Erfahrungen bezüglich Sicherheit, Fertigungsgrad und Anwenderfreundlichkeit machen.

Meine meistverwendeten Produkte sind das ID´S / RIG und der ASAP-LOCK. Mich begeistern nicht nur die Produkte, sondern auch der Spirit der Familie Petzl. Nur wenn wir versuchen kontinuierlich besser zu werden können wir gemeinsam für unsere Kunden das „Unerreichbare erreichen“.


Photo: Alpsolut

 

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