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Eine Nacht-Bouldersession mit Dave Graham

Petzl Athlet Dave Graham ist ein Spezialist darin nachts zu bouldern. Einige der schwersten Boulder der Welt hat er im Licht seiner Stirnlampe geklettert. Hier erzählt er wie er das Bouldern bei Nacht für sich entdeckt hat und gibt Tipps für diejenigen, die es selber probieren möchten.

12 Dezember 2014

Bouldern

Dave Graham night bouldering in Spain
Dave Graham in Zarzafar (8b+/V14), Zarzelejo, Spanien. Foto: © Oscar Carrascosa

Der legendäre Fred Nicole hat im Jahr 2000 den Boulder „Dreamtime“ im Tessin eröffnet, der erste 8c (V15) Boulder der Welt. Ich war damals 19 und wollte diesen Boulder unbedingt klettern. Und so machte ich mich im Januar auf die Reise. Es war Winter und die großen Berge, die das Tal umgeben in dem Dreamtime liegt, sorgten dafür, dass es schnell dunkel wurde. Wir stellten fest, dass die Feuchtigkeit der Nächte immer bis Mittag angehielt. Darum schliefen wir sehr lange und kamen gegen 13 Uhr, ungefähr drei Stunden bevor die Sonne hinter den Bergen verschwand, bei den Bouldern an.

Unsere Schweizer Freunde aus der Stadt Altdorf im Kanton Uri führten uns durch die Wälder und als sie hörten, dass wir uns über das Licht Sorgen machten, deuteten sie auf zwei Laternen, die in der Ecke des Zimmers hingen.

„Wir nehmen einfach die Lampen, wisst ihr. Überhaupt kein Problem! Und die Bedingungen sind einfach perfekt!“

Wir starrten auf ein Paar gasbetriebener Coleman Camping Laternen. Der Einfallsreichtum der Schweizer beeindruckte uns. Unsere Köpfe rauchten, als wir darüber nachdachten. Das eröffnete uns ganz neue Möglichkeiten.

Als wir am nächsten Tag ausrückten, boulderten wir bis spät in die Nacht und Dreamtime fühlte sich fantastisch an bei diesen Bedingungen. Von da an begann ich verschiedene Möglichkeiten der Beleuchtung auszuprobieren. Die Gaslaternen waren ein erster Schritt in die richtige Richtung. Ihre Größe, der Bedarf an Brennstoff und nervtötende Probleme mit dem Leuchtdraht machten sie jedoch unattraktiv. Petzl Stirnlampen traten an ihre Stelle und ebneten den Weg für eine einfachere, batteriebetriebene Nacht-Kletter Revolution.


Dave Graham at the boulders in Spain wearing his Petzl TIKKA RXP headlamp
Dave bei Nacht draußen unterwegs mit seiner TIKKA RXP. Foto: © Oscar Carrascosa

Nacht-Bouldern: eine schöne neue Welt

Die letzten Monate habe ich in den alpinen Bouldergebieten in Colorado, den Granit Sierras oberhalb von Madrid und den weiten Flächen mit perfektem Sandstein in Südafrika verbracht – und es war verrückt zu sehen, wie sich die Boulderwelt verändert hat. Jede Nacht, wenn ich zurück zum Auto lief, hörte ich Stimmen und Anfeuerungsrufe von erleuchteten Blöcken in der Nähe und sah sie dunkle Schatten werfen. Überall entfernte Lichtpunkte: Leute auf dem Weg zu ihren Projekten, motiviert neue Linien zu klettern, immer auf der Suche nach Gleichgesinnten bei der nächsten Lichtansammlung.

Ich entscheide mich oft dafür in der Nacht statt tagsüber zu klettern. Man könnte mich als Nachteule bezeichnen, aber es ist etwas ganz besonderes nachts in der Wildnis zu sein. Wenn es darum geht gute Reibung vorzufinden oder an kurzen Wintertagen draußen zu sein, ist es eine sehr gute Option. Es braucht ein bisschen Übung und fühlt sich am Anfang etwas komisch an, aber einige der besten Momente, die es beim Klettern gibt, sind die, wenn Du Dich in der Dunkelheit in deiner eigenen kleinen „Lichtblase“ bewegst. Schaut, dass eure Lampe funktioniert und los gehts!

Mit diesen Punkten im Hinterkopf hier ein paar Tipps und Dinge, die zu beachten sind, wenn ihr mal eine Bouldersession bei Nacht starten wollt:

 

Die Basisbeleuchtung

Zunächst ist es wichtig, den Fels möglichst gleichmäßig auszuleuchten. Wenn die Intensität der Lichtquellen zu unterschiedlich ist, haben unsere Augen ein Problem damit, sich den verschiedenen Lichtverhältnissen anzupassen.

Um eine möglichst ausgeglichene Beleuchtungsgrundlage zu schaffen, nehme ich zwei Petzl ULTRA Stirnlampen. Zusätzlich habe ich drei kapazitätsstarke ACCU 4  Akkus dabei, die, wie ich finde, mir ein zuverlässiges Maß an Beleuchtung für eine lange Bouldereinheit bieten. Die ACCU 4 Akkus sind aufladbar, was einfach super ist. In der Regel benutzt man die ULTRA nicht auf ihrer hellsten Leuchtstufe, so dass man mit zwei Lampen eine gute Grundausleuchtung für ungefähr fünf Stunden erreichen kann.

Normalerweise befestige ich kleine Steine oder Stöcke am Band der Stirnlampe und platziere sie für mehr Stabilität auf einem Rucksack oder einer Jacke. Denn schließlich ist das letzte, was man möchte, dass die Stirnlampe vom Baum fällt, wenn man zum Topgriff zieht.

 

Die Lücken füllen

Manchmal kann es vorkommen, dass die Grundbeleuchtung  komische Schatten auf einige Griffe wirft und sie dadurch abstrakt oder deformiert aussehen. Um diese Lücken der Basisbeleuchtung zu schließen, reichen kleinere Lampen wie zum Beispiel die TIKKA RXP, die dank ihrer Reactive Lighting Technologie automatisch ihre Lichtstärke anpasst und so ein schönes Licht gibt. Man kann seine TIKKA RXP sogar mit einem Laptop verbinden und verschieden Modi einstellen –  zum Beispiel dass nur das weite, diffuse Licht und nicht das Spotlight genutzt wird. Außerdem kann die RXP mittels USB geladen werden, so dass ich mir nie Gedanken darüber machen muss, dass der Akku mal leer ist, da ich sie immer gleich im Auto lade.

 

Die persönliche Beleuchtung

Wenn ich klettere, trage ich meistens eine eigene Stirnlampe, um die Griffe und Strukturen auszuleuchten, die durch meinen eigenen Schatten verdeckt sind. Hierfür nehme ich die klassische TIKKA oder eine TIKKINA. Da beide sehr kompakt und leicht sind, nehme ich sie kaum auf meinem Kopf wahr. Mit kompakten Stirnlampen wie diesen stoße ich selten an den Fels oder bleibe hängen, wenn ich mit dem Körper nah am Fels bin – etwas, das man stets berücksichtigen sollte, wenn man mit einer Stirnlampe klettert. Meine Spotter bitte ich normalerweise ihre Stirnlampen auszumachen. Bewegte Lichtquellen stören einen beim Klettern, da man nicht kontrollieren kann, wo Schatten auftreten.

 

Clever Klettern nach Einbruch der Dunkelheit

Es ist wichtig sich immer im Klaren darüber zu sein, dass Klettern in der Nacht eine ganz andere Spielart ist. Nach Einbruch der Dunkelheit in der Wildnis zu klettern, stellt einen vor neue Herausforderungen. Aus Bouldern auszustiegen erfordert mehr Aufmerksamkeit, genauso wie das Spotten. Es ist wichtig darauf vorbereitet zu sein, dass der Kletterer die voll beleuchtete Fläche verlässt und sich in dunkles, gruseliges Terrain begibt. Die Spotter müssen besonders aufmerksam sein, da es schwierig ist, Menschen fallen zu sehen, wenn die Lichtquelle hinter einem ist. Ich empfehle Euch auf alle Fälle zusätzliche Matten. Auch ist es ratsam, dass sich der Kletterer vorab den Abstieg vom Block anschaut und sein eigenes Licht dafür dabei hat.

 

Auf dem Weg zurück zum Auto…

Nach einer Nachtsession solltest du auf deine Umwelt achten. Wenn es in Eurer Region Wildtiere gibt, seid stets auf der Hut und geht als Gruppe zurück (In Colorado müssen wir Ausschau nach Berglöwen halten, die wirklich schreckliche Bestien sind). Achte auch besonders darauf, wo du hintrittst, denn es ist schnell passiert, einen ordentlichen Stunt über eine Baumwurzel hinzulegen, wenn man in der Dunkelheit zum Auto zurück läuft und noch etwas berauscht davon ist sein Projekt geklettert zu haben. Wenn Du durch eine Geröllhalde läufst, pass auf, dass Du nicht mit deinem Crashpad hängen bleibst und das Gleichgewicht verlierst. In Löcher und Spalten zu fallen, ist schmerzhaft.

 

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