Patagonien: Mayan Smith-Gobat misst sich mit „Riders on the Storm“
„Riders on the Storm“ ist eine der legendären Routen des Torre Central im Herzen des patagonischen Nationalparks Torres del Paine. Die mit 7c+ bewertete 1300 Meter hohe Felswand ist für die dort herrschenden extremen Wetterverhältnisse bekannt und ihre Begehung wurde bisher nur von wenigen Kletterern realisiert… Mayan Smith-Gobat war fest entschlossen, diese Route frei zu klettern. Nach der ersten Begehung 2016 zusammen mit Ines Papert, bei der sie 34 der insgesamt 38 Seillängen befreiten, wollte die neuseeländische Kletterin, begleitet von der Amerikanerin Brette Harrington, das Abenteuer erneut in Angriff nehmen, um die vier letzten Seillängen zu befreien. Aber das Wetter spielte nicht mit…
9 August 2017
Hallen- und Felsklettern
In "Riders on the Storm"
2016: Beginn des Abenteuers
„Ich hatte schon immer den Wunsch etwas Zeit in Patagonien zu verbringen. Aber der Gedanke an die widrigen Wetterbedingungen hatte mich bisher davon abgehalten. Ich wollte keine sechs Wochen damit vergeuden, in einem Zelt auf ein günstiges Wetterfenster zu warten. Als Ines mir 2016 jedoch den Vorschlag machte „Riders on the Storm“ gemeinsam zu versuchen, konnte ich einfach nicht Nein sagen. Ich war von der Schönheit des Torre Central und der direkten Linie mitten in der Wand bezaubert. Im Übrigen finde ich die Geschichte dieser Route einfach faszinierend. Sie wurde 1991 von den Kletterlegenden Wolfgang Güllich und Kurt Albert erstbegangen und seither nur viermal wiederholt. 2016 realisierte ich zusammen mit Ines die fünfte Begehung. Ich fragte mich, warum diese Route so selten wiederholt wurde. Nach unserer Reise 2017 hatte ich die Antwort…“
Für vier Seillängen
„Mein Endziel in diesem Jahr war, die gesamte Route frei zu klettern. 2016 hatten wir den Gipfel erreicht, konnten aber nicht alle Seillängen befreien. Es blieben noch vier übrig. Aus diesem Grund kehrten Brette und ich Anfang des Jahres dorthin zurück.“
Schnee, Eis und Sturm
„Am Fuß des Torre Central angekommen, erwartete uns eine böse Überraschung: Die Platten waren mit Schnee und Eis bedeckt und im Vergleich zum Vorjahr kaum wiederzuerkennen. Die Bedingungen entsprachen absolut nicht unseren Erwartungen, aber wir waren fest entschlossen es zu versuchen und setzten unseren Aufstieg auf dem verschneiten und instabilen Terrain fort. Als wir die technisch schwierigeren Platten erreichten, mussten wir das Tempo drosseln und konnten nicht mehr alle Passagen frei klettern. Angesichts dieser heiklen Situation waren wir gezwungen, alle erwägbaren Techniken anzuwenden, um diesen mit Eis bedeckten exponierten Teil der Route zu bewältigen.
Wir brauchten nicht wie im vergangenen Jahr zwei Tage, sondern einen ganzen Monat, um unser Ziel, die Schlüssellängen, zu erreichen. Leider wurde das Wetter nicht besser und blieb weiterhin unbeständig. Wir waren mehrmals drauf und dran, wieder abzusteigen, aber wir setzten unseren Kampf am Torres del Pain trotzdem sechs Wochen lang fort. Letztendlich konnten wir zwei von vier Seillängen befreien, so dass noch zwei sehr schwierige Längen übrig bleiben. Wir kommen nächstes Jahr wieder… »
In jedem Misserfolg liegt auch ein Erfolg
„Obwohl wir unser Ziel nicht erreicht haben, war diese Expedition ein Erfolg für uns. Wir haben uns im technischen Klettern und im Mixedklettern auf exponierten Platten geübt. Wir haben uns nicht unterkriegen lassen, auch wenn jeder Versuch in einem miserablen, kalten und feuchten Unterschlupf endete. Wir erlebten zahlreiche Frustrationen und Enttäuschungen. Aber Brette und ich waren stets auf einer Wellenlänge und es kam nur selten vor, dass unsere Motivation nachließ.“
Mayan und Brette an den verschneiten Platten von „Riders on the Storm“. Immer guter Dinge trotz der widrigen Bedingungen und des langsamen Vorankommens.
Einer der Zustiege auf der steilen Moräne des Torre Central. „Und wieder eine Enttäuschung – es war nicht möglich, unsere mit Schnee und Eis bedeckte Route zu klettern.“
Es hat einen Monat gedauert, um die unteren Platten zu klettern. Ein Aufstieg von 600 Metern am Seil, um das Ziel zu erreichen: vier Seillängen, die sehr schwer zu meistern waren.
Unser Alltag: Klettern mit eiskalten Händen und Füßen.
„Erschöpft und fast im Warmen während eines Sturms, 600 Meter über dem Abgrund in der Ostwand des Torre Central hängend.“
Versuche im Vorstieg in den schwierigen Seillängen: Mayan in den Schlüsselzügen von L17.
In den technischen Passagen des letzten Dachs am Ende von L17.
„Während ich versuche, die Enttäuschung nach der Umkehr hinzunehmen, sortiere und verstaue ich zum letzten Mal unsere Kletterausrüstung. Wir bereiten uns auf den langen Abstieg vor“.
This is the End.
Im Artikel erklärt
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