Athleten-Tipps für Ultratrails
Die französischen Alpen in Etappen zu überqueren ist für ambitionierte Läufer, die hohe Gipfel und lange Strecken gewohnt sind, eine willkommene Gelegenheit um sich nach den langen Wochen der Ausgangsbeschränkungen wieder einzulaufen. Camille Bruyas, Julien Michelon, Nathan Jovet, François d’Haene, Sébastien Spehler, Thibaut Baronian, Michel Lanne und Theo Detienne haben sich für den Juli 2020 eine Herausforderung gesucht: 980 km, 40.976 Höhenmeter im Aufstieg, 8 Athleten, 5 Trailrunning- und Rennrad-Abschnitte. Sie verraten uns exklusiv ihre Tipps und Tricks, um eine solche Herausforderung zu meistern!
29 Juni 2020
Laufen
Athleten: Nathan Jovet und Thibaut Baronian
Vorbereitung auf eine lange Strecke
Wie bereitet man sich auf ein so langes Rennen vor? Für unsere Athleten sind mehrere Aspekte wichtig: die richtige Ernährung, genügend Schlaf, Kräfte sammeln und natürlich die Ausrüstung.
Nathan gibt uns folgende Ratschläge: “Um eine lange Strecke zu laufen, musst du daran gewöhnt sein, viele Stunden in den Bergen unterwegs zu sein. Du musst wissen, was dein Körper an Nahrung braucht und du musst vorher ausprobiert haben, was du bei großen Anstrengungen essen kannst. Außerdem musst du regelmäßig trinken, noch bevor sich der Durst bemerkbar macht.”
Für François ist es eine Frage der Motivation: “Was für mich zählt, ist vor allem das Projekt. Ich muss etwas finden, das mich total motiviert. Ich muss ein Projekt haben, das für mich persönlich wichtig ist. Dann kann ich es zuversichtlich und konsequent durchziehen! Auch wenn es Momente gibt, in denen mir Zweifel kommen!”
Thibaut weist darauf hin, wie wichtig es ist, zwischen Trainingsbelastungen und Regenerationsphasen zu wechseln. “Das Risiko bei der Vorbereitung für ein solches Vorhaben ist, dass man oft zu viel macht. Es kommt auf die richtige Dosierung der Trainingseinheiten an. Auf seinen Körper und sein Bedürfnis nach Erholung zu hören ist ein wichtiges Element, um den Trainingsplan richtig einzuteilen. Achte auch auf deinen Schlaf, der für die Regeneration ausschlaggebend ist. Wenn du die Möglichkeit hast, solltest du ruhig auch einen Mittagsschlaf machen (zwischen 10 Min. und 1 1/2 Std.).”
Athleten: Julien Michelon, Sébastien Spehler und Theo Detienne
Tipps für den Nachtlauf
Die Experten weisen darauf hin, wie wichtig es ist, bei einem Nachtlauf in den Bergen über eine leistungsstarke Stirnlampe zu verfügen und deren Funktionsweise perfekt zu beherrschen, ihren Energieverbrauch und die Leuchtstufen richtig zu steuern, den richtigen Laufrhythmus zu finden, das Richtige zu essen und mental stark zu bleiben.
Für Michel ist nächtliches Trailrunning ein ebenso berauschendes wie technisches Abenteuer: “Gewisse Sinne sind weniger gefordert, während andere hellwach sind. Es ist äußerste Wachsamkeit geboten. Vor allem musst du deine Stirnlampe in- und auswendig kennen und programmieren können. Die individuelle Einstellung der Leuchtstärken ist entscheidend, da sie die Akkulaufzeit beeinflusst. Es ist beruhigend zu wissen, dass die Lampe dich nicht mitten in der Nacht im Stich lässt!”
Viele Athleten sind wie Camille der Ansicht, dass man die Leuchtstärke beim Aufstieg reduzieren und beim Abstieg erhöhen sollte. Nathan erklärt es so: “Nachts schalte ich die Lampe beim Aufstieg auf die niedrigste Stufe, denn bei diesem Tempo muss ich nicht sehr weit sehen. Auf diese Weise schone ich meinen Akku für den Rest der Strecke. Beim Abstieg sollte sie allerdings weiter in die Ferne strahlen, also schalte ich in eine höhere Leuchtstufe.”
Für Julien stehen Effizienz und Gewichtseinsparung im Vordergrund. Daher benötigt er eine Lampe, die hell leuchtet, so dass er mühelos sieht, wohin er seine Füße setzt. Außerdem sollte sie ein geringes Gewicht haben, damit sie angenehm auf dem Kopf sitzt.
Für Sébastien ist es eine Frage der Gewohnheit: “Ich denke, dass du ein paar Touren mit deiner Petzl-Lampe laufen musst, um dich an sie zu gewöhnen. Denn trotz der guten Beleuchtung ist es bei jeder Lampe ein anderes Gefühl.”
Thibaut empfiehlt auch auf die Ernährung zu achten und an einer oder mehreren Verpflegungsstationen ebenfalls tierisches Eiweiß zu sich zu nehmen: “Tierisches Eiweiß regt den Organismus an und hilft dem Körper, gegen die nächtliche Müdigkeit zu kämpfen!”
Théo kontrolliert, ob die Akkus voll geladen sind und prüft mindestens zehn Mal, ob sie auch wirklich im Rucksack liegen!
Athleten: Michel Lanne und Camille Bruyas
Spaß haben beim Ultratrail
Das Zusammensein mit Freunden oder mit der Familie und atemberaubende Landschaften: Ein Ultratrail kann ein tolles Erlebnis sein, wenn du auf die richtige Ernährung achtest und eventuellen Formtiefs entgegenwirkst!
Thibaut arbeitet hauptsächlich an seiner mentalen Stärke, um: “zu versuchen positiv zu denken und jeden Augenblick des Rennens, die Atmosphäre und die Landschaften auszukosten! Wenn du von Anfang an das richtige Lauftempo einhältst, kannst du das Rennen in vollen Zügen genießen und ohne nennenswerte Durchhänger bewältigen!”
Zum Thema Durchhänger rät Michel, diese dennoch zu akzeptieren: “Zu einem Ultratrail gehört auch, dass du einen Durchhänger akzeptierst und ihn bekämpfst, um wieder Kraft zu schöpfen. Du musst ständig auf deinen Körper hören. Die Freude liegt in der Herausforderung eine lange Kraftanstrengung zu bewältigen, durch traumhafte Landschaften zu laufen und in der Lage zu sein Unglaubliches zu leisten – nämlich Tag und Nacht mit deiner gesamten Körper- und Willenskraft zu laufen.”
Für Camille sind dafür "gute Verpflegungsstationen (# cookies!) nötig und Zuschauer, die ihre Späße mit dir treiben”. Unschlagbar!
Für François ist das Projekt selbst das Wichtigste: “Tempo und Leistung spielen eine untergeordnete Rolle. Worauf es ankommt ist, ein Abenteuer nach deinen Vorstellungen zu erleben und das Ziel zu erreichen. Die Freude darüber im Zentrum des Projekts zu stehen, tut dann das Übrige!”
Wenn du all diese Profi-Tipps beherzigst, kannst du deine eigenen Projekte in Angriff nehmen!
Athlete: François d’Haene
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