Die Geschichte eines Erschließers
Immer auf der Suche nach neuen Routen und neuen, möglichst authentischen Geschichten. Eine Begegnung mit dem unermüdlichen Erschließer Nicolas Glée!
5 April 2022
Hallen- und Felsklettern
Ein paar Worte zur Vorstellung?
- Vorname und Name: Nicolas Glée
- Hauptberufliche Tätigkeit: Mitbetreiber der Kletterhallen Espace Vertical in Grenoble
- Nebenberufliche Tätigkeiten: Klettern, Erschließen von Routen, Extremfischen, Blechskulpturen
- Lieblingsklettergebiet: Manikia in Griechenland und der Vercors in Frankreich, wo ich herkomme
- Bekannt für: das Erschließen von Routen, am liebsten an Sintersäulen. Was mich antreibt ist, unterschiedlichen Fels in verschiedenen Regionen der Welt zu entdecken.
Sein Tipp: Beim Einbohren einer Route sollte man nicht versuchen, einen Weg zu erzwingen. Der Fels gibt immer die logischste Linie vor.
Eine Anekdote vom Erschließer?
Dies ist die Geschichte wie der Name einer meiner Routen entstanden ist. An einem grauen Novembertag war ich mal mit meinem Kumpel Bertrand zum Einbohren an einem neuen Sektor. Man konnte von oben über ein Fixseil durch einen Couloir absteigen. Im Laufe des Tages haben wir zwei Routen nebeneinander eingebohrt. Es fing irgendwann an zu regnen, also haben wir ein kleines Feuer am Wandfuß gemacht.
Als ich am Ende des Tages mit meiner Route fertig war bin ich oben ausgestiegen. Bertrand war schon vor mir fertig gewesen, also hätte er eigentlich am Auto sein müssen. Es war inzwischen dunkel. Damals hatten wir natürlich noch keine Handys! Ich habe etwa 20 Minuten gewartet. Es war stockdunkel, es hat geregnet und er war immer noch nicht aufgetaucht.
Also habe ich mich zurück an den Ausstieg des Couloirs getastet, eine Stirnlampe hatte ich nicht. Ich habe ihn gerufen, aber keine Antwort erhalten. Daraufhin habe ich entschieden, 5km zu fahren, um eine Lampe zu organisieren. Während ich unterwegs war, wurde ich immer angespannter. Ich bekam langsam Panik und habe eine Art Psychose entwickelt. Zwei Stunden später war ich endlich unten am Wandfuß, wo wir uns zuletzt gesehen hatten. Und dort saß Bertrand am Feuer! Er hatte im Dunklen nicht mehr nach oben gefunden und sich entschieden, dort in aller Ruhe zu warten, bis man ihn findet...oder bis der Morgen graut. Wir sind dann zusammen hoch. Er hat seine Tour „Le naufragé de la nuit" (7b) (Schiffbruch bei Nacht) und ich meine „Psychose nocturne“ (7c+) (Nächtliche Psychose) genannt.
Nicolas Glée bringt hier in Manikia in Griechenland der jungen deutschen Klettererin Martina Demmel bei, wie man Routen einbohrt.
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