Nina Caprez – die Botschaft einer Klettermami!
Die bekannte Petzl-Athletin Nina Caprez spricht diesmal mit uns über eine neue Lebenserfahrung statt über ihre letzte Kletterroute. Ein einschneidendes Ereignis: Sie ist Mutter geworden. Trotz des Mutterglücks und der damit verbundenen Herausforderungen ist und bleibt sie eine Kletterin. Nina möchte ihre Geschichte mit allen (zukünftigen) Müttern teilen!
13 Juli 2023
Sich und seinem Körper vertrauen
„Mir ist es wichtig meine Erfahrungen weiterzugeben weil es viele sportliche Frauen gibt, die Angst vor einer Schwangerschaft haben. Zum Klettern braucht man einen durchtrainierten Körper, muss topfit und voller Bewegungsfreiheit sein. Dennoch ist eine Schwangerschaft die natürlichste Sache der Welt. Der menschliche Körper ist ein Wunderwerk, wir können ihm vertrauen. Es ist wichtig zu zeigen, dass eine schwangere Frau keine kranke Frau ist: Sie kann weiterhin rausgehen und sich bewegen. Klettern ist mein Sport. Also bin ich weiterhin Klettern gegangen. Dabei habe ich mich am wohlsten gefühlt. Wandern war z.B. nichts für mich. Um weiterhin zu klettern habe ich mich ein bisschen umgestellt: größere Kletterschuhe, leichtere Routen, kaum Sichern, keine Stürze usw. Es ging nicht mehr um die Kletterleistung. Ich wollte mich einfach nur gut fühlen. Also bin ich sanft klettern gegangen. Während meiner Schwangerschaft habe ich meinen Körper und das Leben, das in mir wächst, sehr genau gespürt. Ich wollte in dieser Zeit noch besser auf mich aufpassen. Ich war weniger auf "hardcore Funktionieren" und mehr auf "in mich Hineinhören" gepolt.“
Dranbleiben
Der Klettersport hilft, die Bauchmuskeln zu behalten. Der Bauch wird weniger groß und man bleibt in Form. Ich habe mich gut dabei gefühlt, draußen zu sein, Zeit mit Freunden oder meinem Partner zu verbringen. Sie alle haben viel Zeit mit mir verbracht und mir geholfen. Einige Wochen vor der Geburt habe ich mit dem Klettern aufgehört. Ich habe mir Zeit für mich und die Geburtsvorbereitung genommen.
Ich habe meine Athletenform mit ungefähr 4 Monaten recht schnell wiedererlangt. In der Schwangerschaft fühlt man sich aufgebläht, man sieht keine Muskeln mehr und stellt sich die Frage wie man wieder in Form kommen soll. Aber der Körper erinnert sich. Wenn man sportlich ist, auf seinen Körper achtet und gesund lebt, findet man nach der Schwangerschaft schnell zur alten Form zurück. Das ist kein Geheimnis! Wieder in Topkletterform zu kommen ist fast der leichtere Teil!
Sein neues Gleichgewicht finden
Die Schwangerschaftsmonate waren die letzten Monate, in denen mein Leben ganz mir gehörte. Ich tat was ich wollte und wann ich es wollte. Nach der Geburt des Kindes hat man natürlich weniger Zeit und nun kommt der eigentlich schwere Teil. Lia ist nun 11 Monate alt und ein gesundes Mädchen. Ich bin körperlich wieder voll in Form, alles läuft gut. Auf mentaler Ebene ist es jedoch wesentlich komplexer mich auf meinen neuen Lebensrhythmus einzustellen. Es gibt viele kleine Dinge, die vom Kind bestimmt werden und die Freiheit, die ich vorher besaß, einschränken. Wenn es um das Klettern geht, fehlt mir diese Freiheit. Ich musste meine Erwartungen anpassen, sonst wäre ich irgendwann frustriert gewesen.
Als Athletin hatte ich vorher ein sehr erfülltes Leben. Nun gehe ich logischerweise mehr in meinem Privatleben auf. Ich muss jedoch auch die Zeit für mein Leben als Athletin finden. Das ist gerade die größte Herausforderung für mich. Es ist schwer für mich, eine Woche von meiner Familie getrennt zu sein, während ich früher ohne zu Zögern wochenlang unterwegs sein konnte. Ich überlege, wie ich weiterhin mit meinem Klettern zufrieden und gleichzeitig eine gute Mutter sein kann. Ich versuche, ein neues Gleichgewicht zu finden. Und wir haben schon viele schöne Pläne für die Zukunft geschmiedet…“
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